Der ULG Global Citizenship Education umfasst eine Studienreise in eine Region, in der das Thema globale/glokale Konflikte erforscht werden kann. Im dritten Durchgang sollte diese Studienreise nach Bosnien-Herzegowina führen, musste pandemiebegingt aber mehrfach verschoben werden. In Pandemiezeiten wollten wir aber eine Alternative bieten, die keinen mehrtägigen Auslandsaufenthalt inkludiert.
Mit dem Themenschwerpunkt „Diaspora und transnationale Communities“ sollte es aber dennoch ermöglicht werden, den Blick für globale Konflikte und die Erfahrungen von Menschen in Konfliktregionen und Konfliktsituationen zu öffnen. Leben in der Diaspora bedeutet meistens, sich weiterhin mit den Entwicklungen in Herkunftsregionen zu beschäftigen und sich gleichzeitig mit den Herausforderungen im neuen Lebensumfeld sowie mit den Erfahrungen in neuen Lebenssituationen auseinanderzusetzen. Die Studienreise „light“, ein Seminar im Juli 2022, das zwar in Wien stattfand, aber mit einer Exkursion nach Bratislava verbunden wurde, widmete sich daher einerseits dem Thema transnationale Diaspora, andererseits standen die geopolitischen Folgen des Krieges in der Ukraine im Mittelpunkt. Ein dritter Themenschwerpunkt widmete sich dem Globalen Lernen im Nachbarland Slowakei und Aktivitäten zur Stärkung von Global Citizenship Education auf europäischer Ebene.
Zu Beginn des Seminars standen die Herausforderungen für die afrikanische Diaspora in Österreich sowie deren Engagement auf österreichischer und europäischer Ebene im Fokus. Maida Schuller präsentierte die Ergebnisse der Studie „Transnational African Diaspora Engagement in Austria“. Den Schätzungen der Studie zufolge gehören ca. 66.000 Menschen in Österreich der afrikanischen Diaspora an. Gemeinsam mit Alexis Neuberg, Gründer von Radio Afrika, stellte Schuller die Arbeit der Black Communities in Österreich sowie deren Engagement auf europäischer Ebene vor. Am nächsten Tag konnten wir ein intensives Gespräch mit Fatima Khanakah führen, die anhand ihres persönlichen Lebenswegs viele Aspekte der kurdischen Diaspora aufzeigen konnte. Anschließend folgte ein Vortrag von Ali Ahmad Safi, der zur Situation afghanischer Geflüchteter und zur afghanischen Diaspora in Europa forscht. Er verwies auf die enge Verbindung von Diaspora und dem Konzept der Transnationalität, wonach sich immer mehr Menschen nur noch schwer einer Nation zuordnen könnten. Mit diesem Themenschwerpunkt konnte die Auseinandersetzung mit Global Citizenship und Transnationalität inhaltlich vertieft und veranschaulicht werden.
Mit den Experten Heinz Gärtner und Belachew Gebrewold wurden die geopolitischen Herausforderungen des Krieges in der Ukraine, v. a. aber auch die Perspektiven afrikanischer Regierungen auf diesen Krieg und seine Folgen diskutiert.
In Bratislava gab uns Lenka Putalová von People in Need Slovakia einen interessanten Überblick über die Aktivitäten zu Globalem Lernen im Nachbarland Slowakei. Ditta Trindade Dolejsiova berichtete von der strategischen und konzeptionellen Arbeit von GENE, dem Global Education Network Europe. GENE ist das europäische Netzwerk von nationalen Ministerien (Bildungs- und Ministerien mit Zuständigkeit für Entwicklungszusammenarbeit) und Agenturen, die für die Unterstützung, Förderung und Koordination von Globalem Lernen/ Global Citizenship Education zuständig sind (derzeit 60 Mitglieder aus 25 Staaten).